Norderstraße 40-44
Haus und Hof Norderstraße 40-44, die heute eine Einheit bilden, stehen in vielfachem Zusammenhang mit der Flensburger Schifffahrtsgeschichte. Die ehemals vier Grundstücke mit den Nummern 300-303 waren seit dem 16. und 17. Jahrhundert wiederholt im Besitz von Schiffern und Schiffshandwerkern. So gehörte das Grundstück Nr. 302 in den Jahren 1739 bis 1782 dem bekannten Flensburger Schiffer Andreas Jordt. Von dessen hier aufgewachsenem Sohn, dem späteren Schiffer und Ältermann des Flensburger Schiffergelags Hans Jordt (1737–1827), ist uns eine umfangreiche und sehr wertvolle Kartensammlung hinterlassen.
Auf dem Grundstück Nr. 301 lebte der Schiffszimmerer Peter Clausen. Er betrieb hier eine Mastenmacherei, die über den rückwärtig gelegenen Hof unmittelbar mit dem Hafen und den dort zur Reparatur anlandenden Schiffen verbunden war. Die dafür benötigten, langen Stämme konnten so durch die damals zum Hafen hin offene Hoflage per Schiff angelandet, von dort auf kurzem Weg direkt zu den Auflegern im Werkstattbereich gebracht und nach Fertigstellung ebenso rasch wieder zu den reparaturbedürftigen Schiffen zurücktransportiert werden. 1790 kaufte sein Nachbar, Kaufmann Jürgen Andresen, das Grundstück Nr. 301 auf und fasste es mit seinem Grundstück Nr. 300, das zuvor ebenfalls zeitweilig einem Schiffer gehört hatte, zu einem Kaufmannsgewese zusammen.
An den Hof schließt sich die Segelmacherstraße an. Sie erinnert an ein ebenfalls hier über Jahrhunderte betriebenes maritimes Handwerk. Die Segel waren Motor und Flügel des Schiffes. Sie ermöglichten den Schiffen, mit Hilfe des Windes große Lasten über weite Strecken zu transportieren, die auf dem Landweg unüberwindlich waren. Der bauchige Zuschnitt eines die Windkräfte optimal nutzenden Segels war eine Kunst, die viel Erfahrung voraussetzte. Mit einem gutstehenden Segel und fortgeschrittener Takelung war es sogar möglich, gegen den Wind zu kreuzen! Das Nähen der Segel war jedoch eine harte Arbeit. Beim Umsäumen der Segel mit den zugaufnehmenden Lieken mussten die groben Nadeln mit Hilfe des Segelmacher-Handschuhs durch das schwere Tuch gepresst werden – Stich für Stich.
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