Ursprünglich waren die Flensburger Fernhandelskaufleute immer auch Seefahrer gewesen. Ihnen gehörten Fracht und Schiff, und beides führten sie selbst über See zu fernen Märkten. Dabei waren Besatzung, Schiff und Ladung zahlreichen Gefahren ausgesetzt, denen man nur mit starkem Gottvertrauen zu begegnen vermochte. Die St. Marien-Kirche, 1284 als Steinkirche errichtet, zählt zu den frühesten Gotteshäusern in Flensburg. Größe und Höhe des Kirchenschiffes sowie das reich ausgeschmückte Innere zeugen bis heute von der tiefen Gläubigkeit der Gemeinde, die bei der Schaffung ihres Lebenserwerbs häufig genug wütenden Naturgewalten, Freibeutern oder Kriegsfehden ausgeliefert war.
Als Stätte der seelischen Stärkung und Ort der Fürbitte um glückliche Überfahrt und Heimkehr war die St. Marien-Kirche über Jahrhunderte geistiger Bezugspunkt vieler Flensburger Seeleute und Kapitäne sowie deren daheim zurückbleibenden Familien. Zusammen mit den Kaufleuten und anderen Berufsständen waren die Schiffer dieses Kirchspiels seit Ende des 14. Jahrhunderts in der St. Marien-Kaufmannsgilde zusammengeschlossen. Diese zunächst eher geistlich orientierte Bruderschaft bot ihren Mitgliedern seelische, soziale und rechtliche Unterstützung und zählte bald zu den vornehmsten Gilden in der Stadt. Sie überdauerte die Reformation und lebte nach der Trennung der Kaufleute und Schiffer seit etwa 1580 im Schiffergelag (Station 3) fort. Im Kircheninneren finden wir das Beyer’sche Epitaph von 1591, dessen Bildhintergrund eines der frühesten Hafengemälde Flensburgs zeigt. Im Detail dieser Darstellung lassen sich die alten Schiffstypen sowie die frühen Hafenanlagen noch gut erkennen.
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